Das Stück macht sich auf die Suche nach der Antwort, was die Geldgier mit dem Menschen in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche macht.
Am Wochenende startete in Sissach die Gotthelf-Inszenierung von «Geld und Geist». Die Vorstellungen waren allesamt ausverkauft. Für die Vorstellungen von Mittwoch bis Sonntag sind noch Tickets zu haben.
Jeremias Gotthelfs Roman Geld und Geist von 1842 behandelt vordergründig die Probleme kleinbäuerlicher Lebenswelten. Allerdings geht es um die Frage: Was macht die Geldgier mit dem Menschen in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche? Für den wortgewaltigen Schweizer Dichterpfarrer war klar: Nur ein radikales Bekenntnis zu Christus kann die Menschheit von der Geissel des modernen Materialismus befreien.
Geld, Geist und patriarchales System
Der Kern der Produktion liegt in der Auseinandersetzung mit den Themen Geld, Geist, patriarchales System und den damit verbundenen Rollenmustern in der Gesellschaft des behäbigen Emmentals.
Die Darstellung der Geschlechterrollen und Selbstentfremdung in der damaligen Zeit wird reflektiert, wobei die Frauenfiguren eine grössere Fähigkeit zur Eigenständigkeit und Versöhnung zeigen. Die Vielfältigkeit der Charaktere und die unterschiedlichen Umgangsweisen mit Sprache ergänzen das facettenreiche Bild der Geschichte. Die szenische Vorlage von Rafael Sanchez wechselt zwischen Berndeutsch und der originalen Sprache des Romans.
Die Geschichte führt uns vor Augen, in was für beengende Muster Männer und Frauen eingesperrt waren. Stereotype Rollenbilder führen zu stereotypen Verhaltensweisen, die bei allen Figuren ein hohes Mass an Selbstentfremdung mit sich bringen.
Eigenständige Frauenfiguren
Die meisten handelnden Personen scheinen unter dieser Selbstentfremdung zu leiden und kämpfen dagegen an. Dass die Frauenfiguren viel mehr für ihre Eigenständigkeit eintreten, hängt wohl auch damit zusammen, dass die Unterdrückung massiver ist oder – dies ein anderer Erklärungsansatz – dass Frauen dem im Titel erwähnten «Geist» näherstehen als die Männer.
Die Vorstellungen finden in der Nähe des Bahnhofs statt, eingerahmt von der alten Metzg und dem historischen Schopf. Die Örtlichkeit hinter dem historischen Cheesmeyer-Warenhaus versetzt einen in eine Vergangenheit, die bis mitten ins heutige Geschehen wirkt. Ein 16-köpfiger Chor aus der Region singt Schweizer Volkslieder in vier Stimmen, begleitet von den «Silverhorns», einem 20-köpfigen Senioren-Saxophonensemble.
Sissach, Cheesmeyer-Areal beim Bahnhof, Vorstellungen: Mittwoch, 6. September, Donnerstag, 7. September, Freitag, 8. September, Samstag, 9. September, Sonntag, 10. September, jeweils 19.30 Uhr. Einführung ins Stück mit Hansjörg Stalder um 18.30 Uhr. Eintritt: 40 Franken. Reduziert (Auszubildende/Kulturlegi): 20 Franken. Vorverkauf online unter eventfrog.ch, im Cheesmeyer Sissach und in allen Filialen der Post.
Daniel Aenishänslin ist ständiger freier Mitarbeiter. Publikationen in der Basler Zeitung, basellandschaftlichen Zeitung, Blick, Sonntags Blick, Die Weltwoche, Infosperber, UEFA und weitere. Host City Correspondent Basel UEFA Euro 2008.Mehr Infos
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Author: Brad Martinez
Last Updated: 1703873402
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Name: Brad Martinez
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