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Nigeria: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie


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Stadtansicht von Abuja, Hauptstadt von Nigeria

Stadtansicht von Abuja, Hauptstadt von Nigeria © Thomas Imo/IMAGO

Nigeria ist das afrikanische Land mit dem größten Bevölkerungsanteil. Ebenso enorm ist die sprachliche wie kulturelle Vielfalt. Obwohl das Land reich an wichtigen Bodenschätzen ist, leben die meisten Einwohner in Armut. 

  • Nigeria war im 19. Jahrhundert britische Kolonie.
  • Das westafrikanische Land liegt am Atlantik und besitzt mehrere Millionenstädte.
  • Trotz hoher Armutsrate besitzt es die größte Volkswirtschaft in Afrika und wird als Schwellenmarkt eingestuft.

Abuja – Mit einer Einwohnerzahl von knapp 220 Millionen Menschen gilt Nigeria als das Land mit dem größten Bevölkerungsanteil in Afrika und mit der siebtgrößten weltweit. Ebenso groß ist die kulturelle Vielfalt des Landes. Es werden 514 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen. Der Staat blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück: In vorkolonialer Zeit beherbergte es zahlreiche Staaten und Königreiche. Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1960 erschütterten immer wieder Bürgerkriege und wechselnde Regierungsformen das Land.

Nigeria: Frühgeschichte, Königreiche und erste Europäer

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Bereits in der Steinzeit waren Menschen als Jäger und Sammler im Gebiet des heutigen Nigeria ansässig. Schon um 1000 vor Christus entwickelte sich hier die Nok-Kultur, die sich über mehrere hundert Jahre entfaltete. Später entstanden in der westafrikanischen Region mehrere Königreiche, wie die Yoruba-Königreiche Oyo und Ife, das Königreich Benin, das Kalifat von Sokoto und die Emirate der Hausa.

Fast alle Reiche wurden von den Europäern zerschlagen, die ab Ende des 15. Jahrhunderts das Land sukzessive einnahmen und Sklavenhandel betrieben. Zunächst waren es portugiesische Seefahrer, die hier Handel betrieben. Die ersten Briten erreichten 1553 das Land. Wegen der Angst, sich mit Malaria anzustecken, verweilte die Überseemacht vorwiegend nur an den Küstenregionen. Erst als die medizinische Versorgung sich besserte, drangen die Briten in der Mitte des 19. Jahrhunderts weiter in das Landesinnere vor.

Nigeria: Britische Kolonie und Weg in die Unabhängigkeit

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Die Kolonisierung Nigerias durch Großbritannien setzte ab 1861 ein. Zunächst wurde die Stadt Lagos britisches Protektorat. Ab 1886 wurde sie schließlich britische Kronkolonie. Die Handelsgesellschaft Royal Niger Company steckte schließlich neue Grenzen ab und eroberte weitere Gebiete, sodass die Kolonien Süd-Nigeria und Nord-Nigeria entstanden, die 1914 zu einer Kolonie vereinigt wurden. Dennoch hatten bisherige Herrscher, wie der Kalif von Sokoto, nicht an Einfluss verloren. Er setzte Anweisungen gegen die Briten durch und durfte sogar das islamische Recht weiter ausüben.

Das Streben nach Unabhängigkeit wurde allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg laut. Nachdem Nigeria bereits in den 1950er Jahren in drei Verwaltungsregionen unterteilt worden war, erhielt das Land 1960 eine föderale Verfassung und wurde endgültig in die Unabhängigkeit entlassen. Allerdings folgten Jahre der politischen Instabilität. 1966 kam es zu einem ersten Militärputsch. Von 1967 bis 1970 wütete der Biafra-Krieg, nachdem die Ostregion des Landes zu einer unabhängigen Republik erklärt worden war.

Nigeria: Putsche, Diktaturen und Demokratisierung

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Obwohl ab den 1970er Jahren ein regelrechter Ölboom im Land einsetzte, gingen die Demokratisierungsprogramme nur schleppend voran. Bis in die 1990er Jahre hinein sorgten immer wieder Putsche für wechselnde Regierungen. Vor allem Militärdiktaturen hatten sich an die Spitze gekämpft. 1995 wurde Nigeria schließlich aus dem Commonwealth of Nations ausgeschlossen.

Erst ab 1998 setzte unter Abdulsalami Abubakar die Demokratisierung im Land ein. 1999 wurde der ehemalige Militärpräsident Olusegun Obasanjo als neuer Präsident vereidigt. Er konnte außenpolitisch das Land wieder stabilisieren (beispielsweise durch die Wiederaufnahme ins Commonwealth). Die innenpolitischen Unruhen hielten aber weiterhin an. Im Jahr 2020 protestierten viele Nigerianer gegen die Polizeigewalt im Land. Obwohl die Regierung eine Verbesserung der Verhältnisse versprach, ging sie gewaltsam gegen die Proteste vor. Bei einer Demonstration im Herbst 2020 wurden Dutzende Menschen von Sicherheitskräften erschossen.

Nigeria: Das politische System

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Nigeria wird laut der Verfassung vom 29. Mai 1999 als demokratische föderale Präsidialrepublik definiert. Diese orientiert sich an die Verfassung der Vereinigten Staaten. Der Präsident ist Staatsoberhaupt und Regierungschef in einem. Darüber hinaus leitet er das Kabinett (auch Bundesexekutivrat genannt) und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er hat somit auch eine machtvolle Stellung in der Exekutive des Landes. Er wird alle vier Jahre direkt gewählt und kann maximal zwei Amtszeiten regieren.

Die Legislative wird von der Nationalversammlung ausgeübt. Diese besteht aus zwei Kammern: Dem Senat (mit 109 Sitzen) und das Repräsentantenhaus (mit 360 Sitzen). Die Legislaturperiode beträgt hier ebenfalls vier Jahre. Es gibt für die 36 Bundesstaaten des Landes jeweils 36 Wahlkreise. Für jeden Wahlkreis sind zudem drei Sitze reserviert. Trotz ihrer demokratischen Struktur, gibt es immer wieder Kritik an der Verfassung. Grund sind stark zentralistische Elemente, die in ihr verankert sind. Außerdem bleibt bislang die Frage offen, welches Mitspracherecht den unterschiedlichen Völkern gewährleistet wird. 2006 scheiterte der Versuch einer Verfassungsreform.

Nigeria: Fakten im Überblick

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  • Hauptstadt: Abuja
  • Amtssprache: Englisch, Hausa, Igbo, Yoruba
  • Fläche: 923.768 Quadratkilometer
  • Einwohnerzahl: 219,5 Millionen (Stand 2021)
  • Währung: Naira (NGN)
  • Verwaltungsgliederung: 36 Bundesstaaten
  • Religion: Muslime (50,5 %), Christen (48,2 %), traditionelle afrikanische Religionen

Nigeria: Sprachen und Bevölkerung

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Die Bevölkerung Nigerias hat sich von 1989 bis 2019 nahezu verdoppelt. Und das Wachstum soll stetig anhalten. Es wird damit gerechnet, dass bis 2050 das Land auf rund 400 Millionen Einwohner anwachsen wird. Nigeria zählt darüber hinaus mehr als 250 Ethnien. Zu den größten und einflussreichsten Völkern zählen die im Norden lebenden Hausa und Fulbe (mit 29 %), gefolgt von den Yoruba im Südwesten (mit 21 %) und den Igbo im Süden (mit 18 %).

In Nigeria werden insgesamt 514 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen, von denen vor allem Yoruba, Hausa, Igbo, Fulfulde und Kanuri die größten Sprecheranteile besitzen. Neben der offiziellen Amtssprache Englisch, die noch von der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien stammt, gelten auch noch das Igbo, Yoruba und Hausa als Amtssprachen. Im Norden des Landes, wo ein Großteil der Muslime lebt, ist aufgrund des religiös-kulturellen Hintergrundes auch das Arabische noch von Bedeutung. Im Nigerdelta hat sich durch den europäischen Einfluss eine neue Kreolsprache – die sogenannte nigerianische Pidginsprache – entwickelt.

Nigeria: Geografie und Städte

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Nigeria grenzt an den Golf von Guinea im Atlantik sowie an die Länder Benin, Niger, Tschad und Kamerun. Das Land wurde nach dem Fluss Niger benannt, der gemeinsam mit dem Nebenfluss Benue das Nigerdelta im Süden des Landes bildet. Während die Küste reich an Lagunen und Mangrovenwälder ist, geht das Land nach Norden hin zunächst in die Feuchtsavanne und schließlich in die Trockensavanne über.

Obwohl Abuja offiziell die Hauptstadt Nigerias ist, bildet Lagos mit Abstand die größte Stadt des Landes.

Die größten Städte Nigerias im Überblick

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  • 1 Lagos: 9.968.455 Einwohner, Bundesstaat Lagos
  • 2 Ibadan: 5.175.223 Einwohner, Bundesstaat Oyo
  • 3 Benin City: 2.406.697 Einwohner, Bundesstaat Edo
  • 4 Kano: 2.376.372 Einwohner, Bundesstaat Kano
  • 5 Port Harcourt: 2.100.711 Einwohner, Bundesstaat Rivers
  • 6 Kaduna: 2.061.175 Einwohner, Bundesstaat Kaduna
  • 7 Aba: 1.598.296 Einwohner, Bundesstaat Abia
  • 8 Abuja: 1.352.679 Einwohner, Bundesstaat Abuja Federal Capital Territory
  • 9 Maiduguri: 1.126.195 Einwohner, Bundesstaat Borno
  • 10 Ilorin: 1.084.681 Einwohner, Bundesstaat Kwara

Nigeria: Wissenswertes zum Land

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Nigeria gilt noch vor Südafrika als das Land mit der größten Wirtschaftskraft Afrikas. Einer der wichtigsten Rohstoffe ist das Erdöl, das vor allem im Nigerdelta gefördert wird. Allerdings ist hier auch die Landschaft stark verschmutzt und verseucht. Das Erdöl macht auch fast 90 Prozent der Exporteinnahmen aus. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt gerade mal 12 Prozent. Neben Erdgas und Steinkohle, haben sich seit 1999 auch Diamanten als wichtigster Rohstoff erwiesen. Nigeria gilt als der viertgrößte Verkäufer von Diamanten in Afrika.

Obwohl das Land mit seinem Wirtschaftswachstum als Schwellenmarkt gilt, ist der Reichtum ungleichmäßig verteilt. Ein Großteil der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Fast 70 Prozent der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Der Sektor deckt jedoch häufig gerade einmal den Eigenbedarf ab. Nigeria muss nach wie vor viele Lebensmittel einführen. In den Export gehen vor allem Kakao, Kautschuk, Erdnüsse, Palmöl und Mais. Allerdings zählen auch der Tourismus sowie die Finanz- und Filmwirtschaft zu den wachsenden Branchen des Landes.

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Author: Joseph Ray

Last Updated: 1703148122

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